„Grönland ist nicht dänisch. Grönland gehört Grönland“, so Frederiksen. Und von Seiten der grönländischen Regierung hieß es: „Wir sehen das als Ausdruck eines größeren Interesses, in unser Land und die Möglichkeiten, die wir bieten, zu investieren. Natürlich steht Grönland nicht zum Verkauf.“ Trump sagte schließlich seinen geplanten Staatsbesuch in Dänemark ab und begründete dies damit, dass die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen nicht über einen Verkauf Grönlands reden wolle. „So spricht man nicht mit den Vereinigten Staaten – zumindest unter mir“, sagt Trump danach vor Reportern im Weißen Haus. Der Präsident kritisierte mehrfach, dass die dänische Ministerpräsidentin Frederiksen seinen Vorschlag, Grönland zu kaufen, als „absurd“ bezeichnet hatte. Trump nannte diese Äußerung „böse“ und „unangemessen“. Hintergrund von Trumps Überlegungen ist das merklich ansteigende geostrategische und geoökonomische Kräftemessen der Großmächte in der Arktis-Region. Vor allem China hat höchstes Interesse, auch in Grönland Fuß zu fassen. Der frühere US-General Wesley Clark betonte etwa in den dänischen Medien, Washington habe große Sicherheitsinteressen in der Arktis, und es gebe diplomatische Wege, den Zugang der USA zu dieser Region zu verbessern. In der Nordpolarregion ist Amerika nämlich vom Tatendrang und der Wucht überrascht worden, mit der Peking arktische Schifffahrtswege als wesentlichen Teil seiner „Neuen Seidenstraßen“-Initiative sieht und sich damit politische und ökonomische Vorteile zu schaffen trachte. Peking interessiert sich schon seit längerer Zeit an der Finanzierung und Realisierung diverser Infrastrukturprojekte. Mit der Einladung des grönländischen Premierminister Kim Kielsen nach Peking unterstrich die chinesische Führung, dass es ihr wirklich Ernst sei. Doch dann unterband aber die dänische Regierung diese Annäherung Grönlands an China, die eben in außen- und sicherheitspolitischen Belangen das letzte Wort hat. Dänemark wollte vermeiden, dass Grönland in eine potenzielle Schuldenfalle tappen und von China abhängig werden könnte. Schließlich ging es aus strategischer Sicht darum, dass sich auf der Insel künftig amerikanische Sicherheits- und chinesische Geschäftsinteressen auf Kollisionskurs bewegen könnten. Auch Russland ist gerade im Begriff, in der Region mit Hilfe von vermehrten eigenen Stützpunkten und mit modernster Technik ein militärisches Dispositiv aufzuziehen, um nicht zuletzt die entlang seiner arktischen Küste verlaufende Schifffahrtsroute der Nordostpassage zu kontrollieren. Ein für September 2019 geplantes russisches Großmanöver, „Zentr-2019“, soll diesen militärischen Anspruch einmal mehr untermauern. Den USA hingegen fehlen ausreichende Kapazitäten namentlich bei den Eisbrechern, dem wichtigsten Instrument, um im Arktischen Ozean mehr Präsenz zu zeigen. Die USA besitzen aber mit dem Militärstützpunkt Thule bei der ehemaligen Siedlung Pituffik hoch im Nordwesten Grönlands auch einen unschätzbaren strategischen Trumpf. Im Zweiten Weltkrieg nutzten die USA die Insel unter anderem für die Luftbrücke über den Atlantik. Die aus Flugplatz und Tiefseehafen bestehende Basis ist ein wichtiger Standort nicht nur für Radaranlagen des amerikanischen Raketenabwehr-Frühwarnsystems, sondern auch ein Ausgangspunkt für die Abdeckung der Hocharktis im Fall eines militärischen Konflikts in der Region. Eine zweite Basis rund 1200 Kilometer weiter südlich, Sondrestrom, wurde von den USA von 1941 bis 1992 betrieben und dann an Grönland übergeben. Sie dient Grönland heute als ziviler Hauptflughafen Kangerlussuaq, den die US Air Force weiterhin mitbenützen darf.
Aus historischem Blickwinkel wirken die jüngsten Kaufabsichten der Vereinigten Staaten allerdings nicht ganz so abwegig. |