Geschichte der ÖMZ
Im Jahr 1808 erschien erstmals eine Österreichische Militärische Zeitschrift, und diese Zeitschrift gibt es heute noch. Mit einem Fortbestand durch 200 Jahre handelt es sich bei der ÖMZ mit Fug und Recht also um die älteste noch bestehende militärische Fachzeitschrift der Welt - eine erstaunliche Tatsache, die die Verantwortlichen mit großem Stolz erfüllen darf. Somit ist die ÖMZ selbst um ein Jahr älter als der „Brockhaus“, der 1809 erstmals als „Kurzgefasstes Wörterbuch für die in der gesellschaftlichen Unterhaltung aus den Wissenschaften und Künsten vorkommenden Gegenstände“ herausgegeben wurde. Die ÖMZ ist so über diese zwei Jahrhunderte betrachtet wohl auch zu einer Art „Brockhaus“ in allen Fragen der Sicherheitspolitik, Militärgeschichte, militärischen Technologie und des Militärischen „an sich“ geworden, in ihrer Vielfalt und Aussagekraft unerreicht, dokumentierend, analysierend und informierend.
Man bedenke nur die gewaltigen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und auch militärischen Veränderungen, die sich in diesen 200 Jahren in und für Österreich ergeben haben und damit auch für die österreichischen Streitkräfte, die Armee und die Offiziere aller Dienstgrade, zu deren Aus-, Weiter- und Fortbildung, zu deren geistiger Auseinandersetzung mit den wesentlichen Fragen des Militärs gerade diese Zeitschrift beitragen sollte und wohl auch beigetragen hat. Es erscheint daher von Interesse, diesem Bogen von Napoleon und der Kaiserzeit in Österreich bis in die Gegenwart der Republik Österreich als Mitglied der EU und nachhaltigem Akteur einer Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie Gesteller von Kontingenten im Rahmen multinationaler Operationen in weiten Teilen der Welt unter der Fahne der UNO, dem Zeichen der Solidarität im Rahmen der EU, aber auch in Kooperation mit der NATO als Beitrag einer nicht nur als Lippenbekenntnis verstandenen Partnerschaft für den Frieden zu folgen und dabei der Frage nachzugehen, wie sich diese ÖMZ all diesen Entwicklungen gestellt und angepasst hat, welche Beiträge für diese Entwicklungen geleistet wurden und wie sich die sicherlich oftmals auch kontroversiellen Auffassungen in den einzelnen Aussagen der Hefte widerspiegeln. Es war der Zeitschrift keine ununterbrochene Folge des Erscheinens beschieden; die ÖMZ konnte sich den Einflüssen eines Hofkriegsrates ebenso wenig entziehen wie den Auswirkungen der Revolution von 1848, dem Ende der Habsburger-Monarchie oder später dem Zugriff der Nationalsozialisten.
Aber immer war das ausdrückliche Bemühen ersichtlich, zumindest zur aktuellen, sachlichen Information auf der Grundlage einer möglichst weitgehenden wissenschaftlichen Bearbeitung und Betrachtung beizutragen. Das Bestreben zur Vermeidung tagespolitischer Polemik lässt sich durch diese 200 Jahre ihres Bestehens bei der ÖMZ eindeutig erkennen. Aber es gab auch Episoden des Aufflackerns überaus divergierender Meinungen und Auffassungen, mancher zwischen den Zeilen erkennbarer Kritik und - wie so oft in der österreichischen Militärgeschichte - manch gut gemeinten und wohlbegründeten Vorschlages zur Verbesserung, Anpassung, Weiterentwicklung, der jedoch ungehört verhallte oder als zu progressiv nicht das Wohlwollen altersbedingt eher in vergangenen Kategorien denkender Vorgesetzter und höherer Führungspersönlichkeiten fand. Die ÖMZ war durch diese zwei Jahrhunderte auch eine Art „Schreibschule“, denn zahlreiche Autoren haben es dann zu hohen und höchsten Positionen in der Armee, aber auch im zivilen Bereich gebracht. Die Fähigkeit zur intellektuellen Auseinandersetzung, Erarbeitung eines Themas und zur Formulierung der Gedanken und Argumente wurde hier schon „geübt“ oder später dann eben als Könner nachgewiesen.