Ausgabe 05/2021


Georg Kunovjanek/Georg Maier

Die militärische Führung im Lichte von Niccolo Machiavelli
Gedanken zum modernen Führungsbegriff aus historisch-philosophischer Sicht

Für Organisationen unterschiedlicher Größe war und ist der Begriff der Führung ein sehr zentraler. Dies gilt auch und vor allem für das Militär. Dabei kann auf eine lange historische Entwicklung des Führungsbegriffes zurückgeblickt werden. Die Konzepte der Vergangenheit in ein zeitgemäßes Licht gerückt, können einen wertvollen Beitrag zum Verständnis von Führung und dessen Wesen leisten. Neben vielen berühmten historischen Persönlichkeiten, wie Platon, Spinoza oder etwa Clausewitz, hat sich auch der Staatsphilosoph und Machttheoretiker Niccolo Machiavelli mit der Führung, im politischen aber auch militärischen Kontext, auseinandergesetzt.

Führung ist zwischen Denken, Planen und Tun verortet. Niccolo Machiavelli wird vor allem mit Staatsphilosophie und Machtpolitik in Verbindung gebracht. Seine Auseinandersetzung mit der Rolle des Staates und noch mehr mit der Rolle des Herrschers für den Staat ist allseits bekannt. Vielfach zitiert und doch im Kern oft missverstanden, teilt er das Schicksal mit so manch anderem großen Philosophen. Man denke in diesem Zusammenhang nur an Clausewitz und die Miss-Interpretation des absoluten Krieges. Machiavelli wird nicht nur in Verbindung mit der Staatsführung zitiert, sondern er hat auch einen großen Wert für die Betrachtung der militärischen Führung. In seinen Werken beschäftigt sich Machiavelli mit der Beschaffenheit von Herrschaft und da die Person des Herrschers oft ident mit der Person des Heerführers war, haben seine Ausführungen eine unmittelbare Relevanz für das Militär. Er bringt in seinen Werken klar den Unterschied zwischen Management und Leadership zum Ausdruck. Sein Fokus liegt klar auf der Herrschaft - dem Gestalten, der Neuerschaffung und dem Führen - und nicht so sehr auf der Verwaltung, dem Ordnen und der reibungslosen Regelung der Staatsgeschäfte.  Im vorliegenden Beitrag werden Aspekte der militärischen Führung im Lichte von Niccolo Machiavelli aufgezeigt und in einen zeitgemäßen Kontext gestellt. Dies soll zeigen, dass die (militärische) Führung von heute auf einem soliden historischen Fundament steht, welches sich nicht erst mit so bedeutenden Persönlichkeiten wie Carl von Clausewitz, Erzherzog Karl oder anderen nachfolgenden militärischen Denkern manifestiert hat.

Macht ist für Machiavelli die Kraft, welche es der Führungspersönlichkeit ermöglicht, einerseits die Rahmenbedingungen des Führungshandelns zu schaffen und andererseits die Krise durch gezielte Führungshandlungen zu meistern. Krise, Macht und Zwang sind für ihn durchaus notwendige Faktoren, um das Bestehen und das Überleben des Gemeinwesens zu ermöglichen. So ist unter Berücksichtigung der heutigen Gegebenheiten in Politik, Wirtschaft, Bildung und anderen Bereichen Machiavelli ein Realist mit in der Geschichte bereits erprobten Handlungsempfehlungen, denen es heute teilweise auch noch zu folgen gilt.

For organizations with different sizes, the concept of leadership has been of central relevance. This also applies above all to the military. Here, one can look back on a long historical development of the concept of leadership. Putting the concepts of the past in a contemporary light can make a valuable contribution to the understanding of leadership and its essence. In addition to many famous historical personalities, such as Plato, Spinoza or Clausewitz, the state philosopher and power theorist Niccolo Machiavelli has also dealt with leadership, in the political as well as in the military context. Leadership is located between thinking, planning and doing. Niccolo Machiavelli is mainly associated with state philosophy and power politics. His analysis of the role of the state, and even more so of the role of the ruler for the state, is well known. Often quoted and yet often misunderstood in essence, he shares this fate with many other great philosophers. In this context, one only needs to think of Clausewitz and the misinterpretation of absolute war. Machiavelli is not only quoted in connection with state leadership. He also has great value for contemplating military leadership. In his works, Machiavelli deals with the quality of reign, and since the person of the ruler was often identical to the person of the military leader, his remarks have direct relevance for the military. In his works, he clearly expresses the difference between management and leadership. His focus is clearly on domination – shaping, recreation and leading – and not so much on administration – arraying and fluently regulating state affairs. In this article, aspects of military leadership are highlighted in the light of Niccolo Machiavelli and put in a contemporary context. This is to show that the (military) leadership of today stands on a solid historical foundation, which has not only manifested with such important personalities as Carl von Clausewitz, Archduke Karl, or other succeeding military thinkers. For Machiavelli, power is the force that, on the one hand, enables the leader to create the parameters for leadership action, and on the other hand, to master a crisis by targeted leadership actions. For him, crisis, power and coercion are quite necessary factors to make the existence and survival of the community possible. Thus, taking into account today's conditions in politics, economy, education and other areas, Machiavelli is a realist with his recommendations for action already tested in history, which today still partly are to be followed.

Pour les organisations de différentes tailles, le concept de leadership était et est toujours un élément central. Cela s’applique aussi et surtout pour le militaire. À cet égard, on peut s'appuyer sur un long développement historique du concept de leadership. Les concepts de leadership du passé, mis sous un éclairage contemporain, peuvent apporter une contribution précieuse à la compréhension du terme leadership et de son essence. Outre de nombreuses figures historiques célèbres, comme Platon, Spinoza ou Clausewitz, par exemple, le philosophe d'État et théoricien du pouvoir, Niccolo Machiavel, a également traité du leadership dans un contexte politique mais aussi militaire. Le leadership se situe entre la réflexion, la planification et l'action. Niccolo Machiavel est principalement associé à la philosophie de l’État et à la politique du pouvoir. Ses réflexions sur le rôle de l'État, et plus encore sur le rôle du dirigeant pour l'État, sont bien connues. Souvent cité et pourtant souvent incompris dans son essence, il partage le sort de nombreux grands philosophes. Dans ce contexte, il suffit de penser à Clausewitz et à la mauvaise interprétation de la guerre absolue. Machiavel n'est pas seulement cité en rapport avec la gouvernance d’un État, mais il exprime également une grande valeur pour la considération du leadership militaire. Dans ses œuvres, Machiavel traite de la nature du pouvoir et, étant donné que la personne du dirigeant était souvent identique à celle du commandant de l'armée, ses commentaires concernent directement les militaires. Dans ses œuvres, il exprime très bien la différence entre le management et le leadership. Il met l’accent clairement sur le pouvoir, c’est-à-dire sur le façonnement, la recréation et le commandement, plutôt que sur l'administration, c’est-à-dire sur le règlement ordonné et sans heurt des affaires d’un État. Cet article met en évidence les aspects du leadership militaire à la lumière de Niccolo Machiavel et les place dans un contexte contemporain. Il s'agit de montrer que le leadership (militaire) d'aujourd'hui repose sur une base historique solide qui s'est déjà manifestée avant l’apparition de personnalités aussi importantes que Carl von Clausewitz, l'archiduc Karl ou d'autres penseurs militaires. Pour Machiavel, le pouvoir est la force qui permet au leader, d'une part, de créer le cadre de l'action de leadership et, d'autre part, de maîtriser la crise par des actions de leadership ciblées. Pour lui, la crise, le pouvoir et la coercition sont des facteurs absolument nécessaires pour rendre possible l'existence et la survie de la politique. Ainsi, en tenant compte des réalités d'aujourd'hui en matière de politique, d'économie, d'éducation et d'autres domaines, Machiavel est un réaliste dont les recommandations d'action ont été testées dans l'histoire, et dont certaines doivent encore être suivies aujourd'hui.

Holger Alisch

Die Seeschlacht bei Salamis: Präventivkriege und ein Sicherheitsdilemma vor 2.500 Jahren

Vor zweieinhalb Jahrtausenden trafen - vermutlich am 29. September des Jahres 480 v.Chr. - im Saronischen Golf, einem Seitenarm der Ägäischen See, zwei Flotten aufeinander, um sich über die Zukunft und das Schicksal des klassischen Griechenlandes eine blutige Schlacht zu liefern. Nach Lesart mancher Chronisten und Historiker im Lauf der Jahrhunderte ging es freilich um mehr als nur um den Bestand der Unabhängigkeit Athens oder der übrigen griechischen Stadtstaaten, um mehr als das Verhindern einer maritimen Umgehung des griechischen Heeres am Isthmus von Korinth.  Vom noch jungen Experiment der attischen Demokratie über die westliche Philosophie (und den Begriff des Individuums) bis hin zu einer titanischen Auseinandersetzung zwischen westlicher Freiheit und orientalischer Despotie wurde Vieles in diese militärische Konfrontation am Beginn der überlieferten Geschichte Europas hineininterpretiert. Doch wie fast immer in der Geschichte des Krieges gilt auch im Falle des Feldzuges des Perserkönigs Xerxes nach Griechenland, dass die Rollen von „gut“ und „böse“, von Aggressor und Angegriffenem, von schwarz und weiß, bei Weitem nicht so eindeutig verteilt sind, wie dies Geschichtsschreiber zum Zweck der Polarisierung und des Formulierens eines Narrativs besonders traditionell stets gerne betont haben.

Die neuere Forschung hat berechtigterweise eine Tendenz entwickelt, die Auseinandersetzungen der Jahre 490-479 v. Chr. in einen breiteren Kontext der Kollision mehrerer machtpolitischer Einflussbereiche einzuordnen. Die innerhalb weniger Generationen (ab 553 v. Chr.) zur antiken Großmacht aufgestiegene Achämenidendynastie des Ostens hatte sich nicht nur die Reiche der Meder und Lydier, der Babylonier und Ägypter eingegliedert, sondern mit Thrakien und Mazedonien auch zwei Territorien an der Nordgrenze der griechischen Lebenswelt dem eigenen Imperium unterworfen.

Beide Seiten, Athener und Perser, fürchteten sich im späten fünften Jahrhundert voreinander. In einer anarchischen Staatenwelt, in der es keine übergeordneten Gewalten gibt, die verbindliche Regeln vorgeben könnten, können sich rivalisierende Mächte - aller Versicherungen der Friedlichkeit zum Trotz - niemals vollends vertrauen. Der Perserkönig Dareios musste davon ausgehen, weil er das Gegenteil nicht mit Sicherheit wissen konnte, dass die Athener die nächste Gelegenheit wieder nutzen würden, um Kleinasien gegen ihn aufzuwiegeln. Noch stärker musste dies sein Nachfolger Xerxes nach der Niederlage bei Marathon und nach Beginn des Flottenbaus unter Themistokles und Kimon befürchten. Die Griechen und Perser befanden sich also in einem klassischen Sicherheitsdilemma. Ihre eigentlichen Intentionen (defensiv, auf Stabilität ausgerichtet) spielten keine Rolle. Aus Gründen der Sicherheit des Staates mussten beide Seiten das Schlimmste erwarten und sich darauf einstellen. Ihre ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen bestärkten aber das jeweilige Gegenüber in dessen Bedenken. Ein „Wettlauf um Sicherheit“ entstand und geriet außer Kontrolle. So wie am Vorabend des Krieges zwischen Athen und Sparta die Furcht der letzteren Großmacht ihr die Sinne vernebelte; man den Krieg wählte, weil man sozusagen glaubte, im Frieden sicher zu verlieren.       

Two and a half millennia ago - probably on September 29th, 480 B.C. - two fleets met in the Saronic Gulf, a lateral branch of the Aegean Sea, to fight a bloody battle over the future and fate of classical Greece. According to some chroniclers and historians over the centuries, it was of course about more than just the existence of the independence of Athens or the remaining Greek city-states, and about more than preventing a maritime evasion of the Greek army at the Isthmus of Corinth. From the still young experiment of Attic democracy to Western philosophy (and the concept of the individual) to a titanic confrontation between Western freedom and Oriental despotism, much has been interpreted into this military confrontation at the beginning of the traditional history of Europe. But as it is almost always the case in the history of war, in the case of the campaign of the Persian king Xerxes against Greece, the roles of "good" and "evil", of aggressor and attacked, of black and white, are not nearly as clearly distributed as historians have always liked to emphasize for the purpose of polarization and the formulation of a narrative. Recent research has justifiably developed a tendency to place the conflicts of the years 490-479 BC in a broader context of the collision of several spheres of influence in power politics. The Achaemenid dynasty of the East, which had risen to become an ancient great power within a few generations (from 553 BC onwards), had not only incorporated the empires of the Medes and Lydians, the Babylonians and Egyptians, but also subjected two territories on the northern border of the Greek world to its own empire, Thrace and Macedonia. Both sides, Athenians and Persians, were afraid of each other in the late fifth century. In an anarchic world of states in which there are no superior powers that could lay down binding rules, rival powers – despite all assurances of peacefulness – can never fully trust each other. The Persian king Darius had to assume that, because he could not be sure of the opposite, the Athenians again would use the next opportunity to incite Asia Minor against him. His successor Xerxes had to fear this even more strongly after the defeat at Marathon and after the beginning of fleet construction under Themistocles and Kimono. Thus, the Greeks and Persians were in a classic security dilemma. Their actual intentions (defensive, stability-oriented) did not matter. For reasons of state security, both sides had to expect the worst and adapt to it. However, the security measures they took confirmed the concerns of the respective counterpart. A "race for safety" developed and got out of control. Just as, on the eve of the war between Athens and Sparta, the fear of the latter great power clouded its senses; one chose war because one believed, so to speak, to certainly lose it in peace.

Il y a deux millénaires et demi - probablement le 29 septembre 480 avant J.-C. - deux flottes se sont rencontrées dans le golfe Saronique, une branche de la mer Égée, pour livrer une bataille sanglante sur l'avenir et le destin de la Grèce classique. Selon certains chroniqueurs et historiens au fil des siècles, la bataille avait pour enjeu plus que l'indépendance d'Athènes ou des autres cités-États grecques et plus que d'empêcher l'armée grecque de contourner l'isthme de Corinthe. De l'expérience naissante de la démocratie attique jusqu’à la philosophie occidentale (et au concept de l'individu), en passant par l'affrontement titanesque entre la liberté occidentale et le despotisme oriental, beaucoup de choses ont été interprétées dans cette confrontation militaire au début de l'histoire de l'Europe. Cependant, comme c'est presque toujours le cas dans l'histoire de la guerre, les rôles du « bien » et du « mal », de l'agresseur et de l'attaqué, du noir et du blanc, ne sont en aucun cas aussi clairement distribués que les historiens aiment traditionnellement le souligner dans le but de polariser et de formuler un récit. Les recherches récentes ont développé, à juste titre, une tendance à placer les conflits des années 490-479 avant J.-C. dans un contexte plus large de collision de plusieurs sphères d'influence de pouvoir politique.

La dynastie achéménide de l'Orient, qui s'était élevée en quelques générations (à partir de 553 avant J.-C.) au rang de grande puissance antique, avait non seulement incorporé les empires des Mèdes et des Lydiens, des Babyloniens et des Égyptiens, mais avec la Thrace et la Macédoine, elle avait également soumis à son propre empire deux territoires situés à la frontière nord du monde grec. Les deux camps, Athéniens et Perses, se craignaient mutuellement à la fin du cinquième siècle. Dans un monde anarchique d'États, dans lequel il n'existait pas de puissances supérieures qui auraient pu prescrire des règles contraignantes, les puissances rivales - malgré toutes les assurances de paix - ne pouvaient jamais se faire entièrement confiance. Le roi perse Darius devait supposer, puisqu'il ne pouvait pas savoir le contraire avec certitude, que les Athéniens profiteraient à nouveau de la prochaine occasion pour soulever l'Asie mineure contre lui. Son successeur Xerxès devait le craindre encore plus après la défaite de Marathon et après le début de la construction de la flotte sous Thémistocle et Kimon. Les Grecs et les Perses se sont donc retrouvés dans un dilemme de sécurité classique. Leurs intentions réelles (défensives, orientées vers la stabilité) n’y jouaient aucun rôle. Pour des raisons de sécurité nationale, les deux parties devaient s'attendre et se préparer au pire. Les mesures de sécurité qu'ils ont prises ont toutefois renforcé les inquiétudes de leurs homologues respectifs. Une "course à la sécurité" a été déclenchée et est devenue incontrôlable - de la même façon qu'à la veille de la guerre entre Athènes et Sparte, quand à Sparte, la peur a obscurci les sens de ses habitants et ils ont choisi la guerre par peur d’une défaite en temps de paix.         

Klaus B. Beckmann

Konzept für eine Militärökonomik

Ziel politökonomischer Modelle ist es, politische Entscheidungen mit ökonomischen Methoden zu erklären. Kaum jemand wird bestreiten, dass ökonomische Aspekte im Bereich der Strategischen Studien eine große Bedeutung haben. Und so werden die wirtschaftlichen Auswirkungen strategischer Wahlhandlungen ebenso routinemäßig in den Blick genommen wie die wirtschaftlichen Voraussetzungen strategischen Handelns. Bekannt sind beispielsweise Hinweise auf das erhebliche Potenzial der Vereinigten Staaten im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs und auf die Weise, in der die US-amerikanische Fernoststrategie zu Beginn der 1940er-Jahre Japan von Ressourcen, insbesondere Öl, abzuschneiden drohte.

Die Wirtschaft” als Gegenstand kann man mit vielfältigen Methoden untersuchen. Sozialpsychologie, Soziologie, Juristerei, Politikwissenschaft und auch Geschichtswissenschaften bieten hier ihre Dienste an. Indessen verfügen auch die Wirtschaftswissenschaften über ein Portfolio von Methoden sui generis, welches man auf „die Wirtschaft” anzuwenden gewohnt ist – aber auch darüber hinaus anwenden kann. Der Beitrag soll darin bestehen, systematisch zu illustrieren, welchen Beitrag die ökonomische Methode („Ökonomik”) zu den Militärwissenschaften zu leisten vermag. Wirtschaftliche Zusammenhänge als Gegenstand („Ökonomie”) werden dagegen keine eigenständige Rolle spielen.

Der Begriff einer systematischen Illustration mag schräg klingen. Und doch ist er treffend: Er impliziert zum einen den Verzicht auf Vollständigkeit, was die betrachteten Ansätze betrifft. Ebenso wird der Anspruch aufgegeben, die exemplarisch genutzten Theorien voranzutreiben oder neue Datenquellen empirisch zu erschließen. Zum anderen wird klar, dass im Mittelpunkt die Systematik und die Struktur der aufzubereiteten Teildisziplin stehen soll.

Die Analyse liefert einen Überblick über die Möglichkeiten, ökonomische Methoden zur Analyse militärischer Fragen einzusetzen. Entwickelt wird eine Taxonomie von Ansätzen, wobei jeder Ansatz durch ein holzschnittartiges Beispielmodell illustriert wird. Dieses kann als Grundlage für die Gestaltung einer Teildisziplin Militärökonomik verstanden werden. Die Struktur eines möglichen Faches „Militärökonomik” oder zumindest einer Lehrveranstaltung, welche ein solches Gebiet aufbereitet, sollte damit deutlich gemacht werden. Die illustrativen Modelle geben zudem einem Eindruck von dem methodischen Ansatz, welcher in dem jeweiligen Teilgebiet dominiert.

The aim of political-economic models is explaining political decisions using economic methods. Hardly anyone will deny that economic aspects are of great importance in the field of strategic studies. Thus, the economic effects of strategic alternative actions are examined just as routinely as the economic prerequisites of strategic action. There are well-known indications, for example, of the United States' considerable potential in the run-up to World War II and of the way in which the US Far East strategy threatened to cut Japan off from resources, especially oil, in the early 1940's. "Economy" as an object can be investigated using a variety of methods. Social psychology, sociology, law, political science and also science of history offer their services here. Meanwhile, economic sciences also have a portfolio of sui generis methods, which one is used to applying them to "economy" – but can also be applied additionally. This article is supposed to consist of systematically illustrating the contribution the economic method ("economics") can make to military sciences. The concept of a systematic illustration may sound oblique. And yet it is apt: on the one hand, it implies the renunciation of completeness as far as the approaches considered are concerned. Likewise, the claim to advance the exemplary theories or to open up new data sources empirically is abandoned. On the other hand, it becomes clear that the focus should be on the systematics and the structure of the sub-discipline to be prepared. This analysis provides an overview of the possibilities of using economic methods to analyze military issues. A taxonomy of approaches is developed, each approach being illustrated by a woodcut-like example model. This can be understood as the basis for the design of a sub-discipline military economics.  The structure of a possible subject "military economics" or at least a lecture that prepares such a field is thus to be made clear. The illustrative models also give an impression of the methodological approach that dominates in the respective branch.

L'objectif des modèles d'économie politique est d'expliquer les décisions politiques à l'aide de méthodes économiques. Presque personne ne niera que les aspects économiques sont d'une grande importance dans le domaine des études stratégiques. Ainsi, les effets économiques des actions de choix stratégiques sont tout aussi systématiquement pris en compte que les conditions économiques préalables à une action stratégique. Ce que l'on connaît, par exemple, ce sont les indications sur le potentiel considérable des États-Unis à l'approche de la Seconde Guerre mondiale et sur la manière dont la stratégie américaine en Extrême-Orient, au début des années 1940, menaçait de couper le Japon de ses ressources, surtout du pétrole. « L'économie » en tant que sujet peut être étudiée avec une variété de méthodes. La psychologie sociale, la sociologie, la jurisprudence, les sciences politiques et même l'histoire y offrent leurs services. Cependant, les sciences économiques disposent également d'un portefeuille de méthodes sui generis que l'on a l'habitude d'appliquer à « l'économie » - mais qui peuvent également s'appliquer au-delà. L'objectif de cet article est d'illustrer de manière systématique la contribution que la méthode économique (« science économique ») peut apporter aux sciences militaires. Les contextes économiques en tant que sujet (« économie »), en revanche, ne joueront pas un rôle indépendant dans ce texte. Le terme d'illustration systématique peut sembler étrange ; et pourtant, il est approprié : d'une part, il implique le renoncement à l'exhaustivité en ce qui concerne les approches considérées. De même, il abandonne la revendication de faire progresser les théories utilisées comme exemples ou d'exploiter empiriquement de nouvelles sources de données. D'autre part, il est clair que l'accent doit être mis sur la systématique et la structure de la sous-discipline à restructurer. Cette analyse donne donc un aperçu des possibilités d'utiliser des méthodes économiques pour analyser des questions militaires. Elle développe une taxonomie d’approches dont chaque approche est illustrée par un modèle d'exemple sous forme de « gravure sur bois ». Ce modèle peut être vu comme une base pour la conception d'une sous-discipline de l'économie militaire. Avec un tel modèle, on veut expliquer la structure d'une éventuelle matière nommée « économie militaire » ou du moins la structure d’un cours qui prépare une telle matière. Les modèles illustratifs donnent également une impression de l'approche méthodologique qui domine le sous-domaine respectif.

Clemens A. Eicher

Revisionismus auf intrastaatlicher Ebene: Ein Überblick über den Objektbereich

Die Entwicklung des heutigen Staatensystems, das den ganzen Globus umspannt, setzte mit dem Westfälischen Frieden 1648 ein. Diese Entwicklung hat sich meist konflikthaft vollzogen, denn die Regierungen hatten unterschiedliche Vorstellungen über die Gestaltung des Ordnungsrahmens, der gegenwärtig weite über das Statut des Westfälischen Friedens hinausgeht.

Im Ergebnis hat sich das „Betriebssystem“ für das Staatensystem herausgebildet, das unter dem Terminus „Große Politik“ subsumiert wird und konkret in die Teilklassen Militärordnung/-struktur, Machtordnung/-struktur sowie politische Geographie/Herrschaftsgeographie aufgegliedert werden kann.

Immer wieder kommt es vor, dass einzelne Regierungen oder auch Koalitionen mit dem Status Quo der gesamten Großen Politik oder auch nur in Teilbereichen unzufrieden sind. Unter solchen Rahmenbedingungen kann internationaler Revisionismus entstehen.

Das Konzept des internationalen Revisionismus wurde von Barry Buzan Anfang der 1990er Jahre in den wissenschaftlichen Diskurs eingeführt, um politische Strömungen, die eine grundlegende Veränderungen im Staatensystem anstreben, zu klassifizieren bzw. zu beschreiben. Dieses Konzept kann nun ohne Verlust auf die innerstaatliche Ebene angewandt werden, wo die politische Klasse oder auch Gegeneliten eine grundlegende Veränderung im innerstaatlichen Betrieb zum Ziel haben.

Analog zu den buzianischen Spielarten des Revisionismus präsentiert James Rosenau eine Einteilung von innerstaatlichen Kriegen nach der Reichweite der Zielsetzung seitens der revisionistischen Herausforderer. Rosenau unterscheidet hier zwischen Personalkrieg, Autoritätskrieg und Strukturkrieg. In Personalkriegen wird nur um die Besetzung der Position an den Schalthebeln der Macht gekämpft. Autoritätskriege unterscheiden sich von Personalkriegen, dass neben dem Austausch der Herrschaftselite auch Teile des internen Regimes geändert werden sollen. Strukturkriege unterscheiden sich von Autoritätskriegen, dass neben dem Austausch des Herrschaftspersonals das interne Regime grundlegend sowie möglicherweise weitere funktionale Teilsysteme des Gesellschaftssystems geändert werden sollen.

Eine revisionistische Veränderung der Personalbesetzung an den Schalthebeln der Macht, des internen Regimes und der Gesellschaftsorganisation auf der innerstaatlichen Ebene kann zumindest, aber wohl höchstens auf drei verschiedene Arten zustandekommen: durch kollektiven Protest, Staatsstreiche und inneren Krieg.

Im Rahmen des vorliegenden Aufsatzes wird ein Beschreibungs- und Analysesystem vorgestellt, das dazu dient, den innerstaatlichen Revisionismus zu erfassen. Im ersten Schritt wird das buzianische Revisionismuskonzept vorgestellt. Anschließend wird das Konzept des interstaatlichen Revisionismus entwickelt. Im letzten Abschnitt werden jene Großereignisse herausgestrichen, die mehr oder weniger gewaltsam sind und die eine grundlegende Veränderung im innerstaatlichen Betrieb zum Ergebnis haben können.

The development of today's state system, which covers the entire globe, began with the Peace of Westphalia in 1648. This development has mostly taken place in a conflictual way, because the governments had different ideas about the design of the regulatory framework, which currently goes far beyond the statute of the Peace of Westphalia. As a result, the "operating system" has emerged for the state system, which is subsumed under the term "great politics" and can be specifically broken down into the subclasses military order/structure, power order/structure, as well as political geography/dominion geography. Again and again it happens that individual governments or coalitions are dissatisfied with the status quo of the entire grand politics or even in partial areas. Under such conditions, international revisionism can arise. The concept of international revisionism was introduced into scientific discourse by Barry Buzan in the early 1990's in order to classify or describe political trends that strive for fundamental changes in the state system. This concept can now be applied without loss to the domestic level, where political classes or even counter-elites aim at a fundamental change in domestic operation. Analogous to the Buzian varieties of revisionism, James Rosenau presents a classification of domestic wars according to the scope of the objective on the part of the revisionist challengers. Rosenau distinguishes here between personnel war, war of authority, and structural war. In personnel wars, only the occupation of the position at the levers of power is fought for. Wars of authority differ from personnel wars in that, in addition to the exchange of the ruling elite, parts of the internal regime are also to be changed. Structural wars differ from wars of authority in that, in addition to the replacement of the ruling personnel, the internal regime and possibly other functional subsystems of the social system are to be fundamentally changed. A revisionist change in staffing at the levers of power, the internal regime and the organization of society at the domestic level can at least, but probably at most, come about in three different ways: through collective protest, coups d'état and internal war. In the context of this essay, a description and analysis system is presented, which serves to apprehend domestic revisionism. As a first step, the Busan revisionism concept is presented. Subsequently, the concept of interstate revisionism is developed. In the last section, those major events are highlighted which are more or less violent and which may result in a fundamental change in domestic operations.

Le développement du système étatique actuel, qui s'étend sur toute la planète, a commencé avec la paix de Westphalie en 1648. Cette évolution a surtout été conflictuelle, les gouvernements ayant des idées différentes sur la manière de façonner le cadre réglementaire, cadre qui va actuellement bien au-delà du statut de la paix de Westphalie. Il en résulte le « système d'exploitation » utilisé par le système étatique. Ce système est subsumé sous le terme de « grande politique » et peut, en détail, être décomposé en les sous-classes suivantes : « ordre/structure militaire », « ordre/structure de pouvoir » et « géographie politique/géographie de domination ». Il arrive régulièrement que des gouvernements individuels ou même des coalitions sont mécontents du statu quo de la grande politique dans son ensemble ou seulement dans certains domaines. Dans de telles conditions, un révisionnisme international peut émerger. Le concept de révisionnisme international a été introduit dans le discours académique par Barry Buzan au début des années 1990 pour classer ou décrire les courants politiques qui cherchent à modifier fondamentalement le système étatique. Ce concept peut maintenant être appliqué sans perte au niveau national, où la classe politique ou même les contre-élites visent un changement fondamental dans le fonctionnement interne d’un État. De manière analogue aux variétés de révisionnisme de Buzan, James Rosenau présente une classification des guerres intraétatiques en fonction de l'étendue des objectifs des challengers révisionnistes. Rosenau fait ici une distinction entre la guerre de personnel, la guerre d'autorité et la guerre de structure. Dans les guerres de personnel, on ne se bat que pour occuper des positions situées aux « leviers du pouvoir ». Les guerres d'autorité diffèrent des guerres de personnel dans la mesure où, outre le remplacement de l'élite dirigeante, certaines parties du régime interne doivent également être modifiées. Les guerres de structure se distinguent des guerres d'autorité par le fait que, outre le remplacement du personnel dirigeant, le régime interne doit être fondamentalement modifié, ainsi qu'éventuellement d'autres sous-systèmes fonctionnels du système social. Un changement révisionniste de la dotation en personnel situé aux leviers du pouvoir, du régime interne et de l'organisation de la société au niveau intraétatique peut se produire au moins, mais probablement au maximum, de trois manières différentes : par une protestation collective, par des coups d'État et par une guerre nationale. Dans le contexte de cet article, un système de descriptions et d'analyses est présenté qui permet de comprendre le révisionnisme intraétatique. Avant de développer le concept du révisionnisme intraétatique, l’auteur de cet article présente le révisionnisme de Buzan. Dans la dernière partie de cet article, il met en évidence les événements majeurs, plus ou moins violents, qui peuvent entraîner un changement fondamental dans le fonctionnement interne d’un État.

Herminio S. de la Barquera A.

Die See-Komponente in den Streitkräften Lateinamerikas am Beispiel Brasiliens, Kolumbiens und Mexikos

Der lateinamerikanische Subkontinent ist zwar weg von Europa, wird aber immer wichtiger hinsichtlich seiner Wirtschaft und seiner politischen Bedeutung. Was die See-Komponente der lateinamerikanischen Streitkräfte anbelangt, werden in diesem Text die Marinen von Brasilien, Kolumbien und Mexiko als Musterbeispiele von jeweils einer werdenden Blue-, Brown- und Green-Water Navy vorgestellt und erläutert. Der entsprechende politische und strategische Kontext wird auch mit einbezogen. 

Wenn man die Geschichte Lateinamerikas betrachtet, findet man heraus, dass während der Kolonialzeit zwei verschiedene Wege eingeschlagen wurden: Den einen Weg gab es in den von den Spaniern beherrschten Ländern; den anderen in dem von den Portugiesen besetzten Brasilien. Im ersten Fall hat die wirtschaftliche Ausnutzung vor allem im Landesinneren stattgefunden. Außerdem wurde sogar der Handel zwischen einigen spanischen Kolonien verboten, z.B. zwischen dem Neuen Spanien (dem heutigen Mexiko) und Peru. Die Folge davon war, dass kaum eine maritime Entwicklung zustande kam. Es gab also keinen Anreiz, groβe Schiffe und Hafenanlagen zu bauen, die Ausbeutung der Seeressourcen in Angriff zu nehmen oder Seewege zu erkunden. Im 18. Jahrhundert hat Spanien die Ausnutzung der Landschätze bevorzugt und hat wenig in Hafen und Seehandel investiert, sodass seine Rivalen Frankreich, Portugal, Groβbritannien und die Niederlande ihren Vorsprung ausbauen konnten. Dieses historische Desinteresse gegenüber dem Meer kann teilweise erklären, dass Brasilien heutzutage eine maritime Nation ist, während fast alle anderen lateinamerikanischen Länder immer noch nicht genügend Interesse für eine maritime Entwicklung zeigen.

Die brasilianische Marine befindet sich auf dem Weg, ganz bewusst eine Blue-Water Navy zu werden. Der politische Wille ist vorhanden und nur Haushaltsschwierigkeiten könnten die groβen Pläne entweder stoppen oder verkleinern. Die kolumbianische Marine ist vom Kampf gegen die Guerillabewegungen und die organisierte Kriminalität geprägt, sodass es schwierig ist, eine Green-Water Navy auf zwei Meeren zu werden. Wahrscheinlicher ist es, dass sie eher eine Brown-Water Navy bleibt. Die mexikanische Marine hat einige wichtige Schritte Richtung Green-Water Navy unternommen, aber aufgrund der sehr engen Sichtweise der jetzigen Bundesregierung wird dieses Ziel auf absehbare Zeit nicht erreicht werden können. Das Gewicht des Kampfes gegen die organisierte Kriminalität spielt hierbei wie im Fall Kolumbiens eine Rolle. Deswegen wird die Marineinfanterie im Unterschied zu Brasilien nicht als eine Expeditionstruppe verstanden, sondern teilweise als ein Korps mit polizeilichen Aufgaben. Sehr wahrscheinlich wird der Status einer Green-Water Navy nicht 2030, sondern erst 2040 erreicht werden.

The Latin American subcontinent may be away from Europe, but it is becoming increasingly important in terms of its economy and political importance. As far as the naval component of the Latin American armed forces is concerned, this text presents and explains the navies of Brazil, Colombia and Mexico as perfect examples of a respective emerging Blue, Brown and Green Water Navy. Additionally, the relevant political and strategic contexts are taken into account. If one looks at the history of Latin America, one will find that during the colonial period, two different paths were taken: one was in the countries ruled by the Spaniards; the other in Brazil occupied by the Portuguese. In the first case, the economic exploitation took place mainly in the interior of the country. In addition, even trade between some Spanish colonies was prohibited, e.g. between New Spain (today's Mexico) and Peru. The consequence of this was that hardly any maritime development came about. Thus, there was no incentive to build large ships and port facilities, to start exploiting maritime resources, or to explore sea routes. In the 18th century, Spain preferred the exploitation of land resources and sparsely invested in seaports and maritime trade, allowing its rivals France, Portugal, Great Britain and the Netherlands to extend their lead. This historical disinterest in the sea can partly explain that Brazil is now a maritime nation, while almost all other Latin American countries still do not show sufficient interest in maritime development. The Brazilian Navy is on its way to becoming a Blue-Water Navy. The political will exists, and only budgetary difficulties could either stop or reduce the size of the big plans. The Colombian Navy is dominated by the fight against guerrilla movements and organized crime, making it difficult to become a Green-Water Navy on two seas. It is more likely that it will keep being a Brown-Water Navy. The Mexican Navy has taken some important steps towards Green-Water Navy, but due to the very narrow view of the current federal government, this goal will not be achieved in the foreseeable future. Here, as is the case of Colombia, the emphasis on the fight against organized crime plays a role. That is why, unlike in Brazil, the Marines are not understood as an expeditionary force, but partly as a corps with police tasks. It is very likely that the status of a Green-Water Navy will not be achieved by 2030, but not until 2040.

Il est vrai que le sous-continent latino-américain est loin de l'Europe, mais il devient de plus en plus important en termes d'économie et de signification politique. En ce qui concerne la composante navale des forces armées latino-américaines, ce texte présente et décrit les forces navales du Brésil, de la Colombie et du Mexique comme de parfaits exemples de la naissance d’une marine à eau bleue, brune et verte (Blue, Brown and Green Water Navy), y compris le contexte politique et stratégique. Si nous regardons l'histoire de l'Amérique latine, nous pouvons constater que deux voies différentes ont été empruntées pendant la période coloniale : celle des pays gouvernés par les Espagnols et celle du Brésil, pays occupé par les Portugais. Dans le premier cas, l'exploitation économique a eu lieu principalement à l'intérieur du pays. De plus, même le commerce entre certaines colonies espagnoles était interdit, par exemple entre la Nouvelle-Espagne (l'actuel Mexique) et le Pérou. En conséquence, il y a eu peu de développement maritime. Il n'y avait donc aucune incitation à construire de grands navires et des installations portuaires, à commencer à exploiter les ressources maritimes ou à explorer les routes maritimes. Au XVIIIe siècle, l'Espagne a préféré exploiter les ressources terrestres et a investi peu dans les ports et le commerce maritime, permettant à ses rivaux, la France, le Portugal, la Grande-Bretagne et les Pays-Bas, d'étendre leur avance. Ce désintérêt historique à l'égard de la mer peut expliquer en partie pourquoi le Brésil est aujourd'hui une nation maritime, alors que presque tous les autres pays de l'Amérique latine ne montrent toujours pas assez d'intérêt pour un développement maritime. La marine brésilienne est en train de devenir délibérément une marine de « blue water » (marine bleue). La volonté politique est là, et seulement les difficultés budgétaires pourraient arrêter ou diminuer ces grands projets. La marine colombienne est marquée par la lutte contre les mouvements de guérilla et le crime organisé ; pour elle il est donc difficile de devenir une marine verte qui opère sur deux mers différentes. Plus vraisemblablement, elle restera plutôt une Marine des eaux brunes. La marine mexicaine a fait un pas important en direction d’une marine verte. Néanmoins, en raison de la vision très étroite du gouvernement fédéral actuel, cet objectif ne pourra pas être atteint dans un avenir prévisible. Au Mexique, comme en Colombie, la lutte contre le crime organisé joue un rôle important. C'est pourquoi, contrairement au Brésil, l’infanterie de marine de ces pays n’est pas considérée comme une force expéditionnaire, mais en partie comme une troupe qui assume des fonctions policières. Il est donc très probable que le statut de « marine verte » ne sera pas atteint en 2030, mais seulement en 2040.