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Martin Pabst
Zehn Jahre „Arabischer Frühling“
Innerstaatliche, regionale und globale Kräfte, die eine neue Ordnung bestimmen
Zum Jahreswechsel 2010/11 erfasste eine breite Protestbewegung nahezu die gesamte arabische Welt. Soziale Gerechtigkeit, politische Freiheit und Menschenwürde waren die Forderungen der Straße. Schon bald wurden mächtige autoritäre Staatspräsidenten wie Zine El Abidine in Tunesien und Ben Ali Hosni Mubarak in Ägypten gestürzt. Es schien, dass der autoritäre „arabische Exzeptionalismus“ an sein Ende gekommen war. Doch herrscht nach einem Jahrzehnt Desillusionierung vor. (Halb-)autoritäre Herrschaftsformen haben sich in den meisten Staaten entweder gehalten oder konnten mit Unterstützung externer Mächte restituiert werden. Deren Konkurrenzkampf um Einfluss hält an.
Dieses Papier argumentiert, dass der „Arabische Frühling“ weder eine historische Episode noch eine verpasste Gelegenheit war. Es war der Beginn eines weitreichenden Wandels in der Region, der sich ungeachtet aller Gegenkräfte fortsetzen wird. Seit dem Ende des Kalten Krieges haben neue historische Trends die Region erfasst und 2011 erstmals ihre kombinierte Wirkung gezeigt:
- Demografisches Wachstum, Zusammenbruch der Rentenökonomie und Folgen des Klimawandels;
- Verlust der Legitimität des arabischen Staats und Stärkung supranationaler bzw. subnationaler Akteure;
- Veränderungen in der globalen Energiewirtschaft und ihre Konsequenzen für die Großregion;
- Rivalität regionaler Mächte bei der Etablierung einer neuen Ordnung.
Ein Jahrzehnt nach dem Ausbruch des „Arabischen Frühlings“ ist weder der Machtkampf der Regionalmächte entschieden noch eine neue Ordnung etabliert. Offenkundig ist freilich eine restaurativ-autoritäre Tendenz.
Saudi-Arabien verhinderte eine regionale Transformation und versetzte der Muslimbruderschaft in der gesamten Region einen schweren Schlag. Zusammen mit weiteren Golfmonarchien stand es hinter dem Staatsstreich der Armee vom 3. Juli 2013 in Ägypten. Sie unterstützten die Machtübernahme mit 12 Mrd. US-Dollar Soforthilfe. Das 100 Mio. Einwohner zählende Ägypten war ein arabisches Schlüsselland und hatte hohe strategische Bedeutung. Auch in anderen Staaten gelang es Riad die Muslimbruderschaft und verwandte islamistische Bewegungen zu schwächen.
Doch konnte Saudi-Arabien weder alle sunnitischen Staaten unter seiner Führung vereinen noch den Iran entscheidend schwächen. In Syrien hat sich das Königreich inzwischen mit einem Verbleib al-Assads an der Macht abgefunden, sucht ihn aber mit materiellen Anreizen vom Iran abzubringen und sich mit dem kleineren Übel Russland zu verständigen.
Der Iran behauptete nach 2011 seinen Einfluss im Irak und Libanon - in Syrien und im Jemen konnte er ihn sogar ausweiten. Doch gelang es Teheran nicht, weitere Bündnisse in anderen Staaten mit sunnitisch-islamistischen oder linksgerichteten Bewegungen zu schmieden. In Syrien hat der Iran Konkurrenz von Russland bekommen, das nicht an einer Einflussausweitung Teherans interessiert ist.
Die Ermordung von General Kasem Soleimani am 3. Jänner 2020 durch US-Drohnen in Bagdad war ein schwerer Rückschlag für den Iran. Die einseitige Aufkündigung des Nuklearabkommens der P5+1 mit dem Iran im Jahr 2018 durch US-Präsident Donald Trump und die Verkündigung harter Wirtschaftssanktionen haben die iranischen Ressourcen für eine expansive Regionalpolitik geschmälert. Den Sanktionen kann es mit Unterstützung Chinas trotzen, begibt sich damit freilich in immer größere Abhängigkeit von Peking.
Ohne Russland wird es keine stabile neue Ordnung in der Großregion geben. Der starke Einfluss der USA auf Ägypten, Israel, Jordanien, die VAE und Saudi-Arabien könnte einen weiteren wichtigen Beitrag zur Stabilisierung leisten. Da noch keine neue regionale Ordnung gefunden wurde, wird der Kampf externer Mächte um Hegemonie weitergehen. Je länger diese Periode andauern wird, desto stärker werden aufstrebende Mächte wie China und Indien mitreden wollen. Ein Andauern bewaffneter Konflikte würde die Stabilität der Nationalstaaten weiter erschüttern und nichtstaatliche, gegebenenfalls transnationale Akteure stärken, von militanten Islamisten und Dschihadisten über ethnische, tribale und konfessionelle Milizen, revolutionäre und sezessionistische Bewegungen bis hin zu kriminellen Banden.
Ariel I. Ahram und Ellen Lust skizzieren drei Zukunftsszenarien in der arabischen Welt: erstens die Rückkehr zur souveränen Dominanz von Staaten (möglicherweise mit einigen wenigen zusätzlichen Staaten, die durch Sezession entstanden sind); zweitens die weitere Erosion bzw. der Zusammenbruch der arabischen Staaten und die Eskalation bewaffneter Konflikte; drittens eine Koexistenz zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren und pragmatisches Konfliktmanagement von außen durch das Einfrieren von Konflikten.
At the turn of the year 2010/11, a wide protest movement swept almost the entire Arab world. Social justice, political freedom and human dignity were the demands of the street. Powerful authoritarian presidents such as Zine El Abidine in Tunisia and Ben Ali Hosni Mubarak in Egypt were soon ousted. It seemed that authoritarian „Arab exceptionalism“ had come to an end. But after a decade, disillusionment prevails. (Semi-)authoritarian forms of rule have either been maintained in most states or have been restituted with the support of external powers. Their competition for influence continues.
This paper argues that the „Arab Spring“ was neither a historical episode nor a missed opportunity. It was the beginning of a far-reaching change in the region, which will continue despite all opposing forces. Since the end of the Cold War, new historical trends have gripped the region, and for the first time showed their combined effect in 2011:
- Demographic growth, collapse of the annuity economy and consequences of climate change;
- Loss of legitimacy of the Arab state and strengthening of supranational or subnational actors;
- Changes in the global energy economy and their consequences for the region;
- The rivalry of regional powers in establishing a new order.
A decade after the outbreak of the „Arab Spring“, neither the power struggle of the regional powers has been decided nor a new order has been established. Of course, a restorative-authoritarian tendency is obvious.
Saudi Arabia prevented a regional transformation and dealt a severe blow to the Muslim Brotherhood throughout the region: together with other Gulf monarchies, it was behind the army's coup d'état in Egypt on July 3, 2013. They supported the seizure of power with 12 billion US dollars in emergency aid. Egypt, with a population of 100 million, was a key Arab country and was of great strategic importance. In other states, Riyadh also succeeded in weakening the Muslim Brotherhood and related Islamist movements.
But Saudi Arabia could neither unite all Sunni states under its leadership nor decisively weaken Iran. In Syria, the kingdom has now resigned itself to al-Assad remaining in power, but is seeking to dissuade him from Iran with material incentives and to come to terms with the lesser evil Russia.
Iran maintained its influence in Iraq and Lebanon after 2011 - in Syria and Yemen it was even able to expand it. But Tehran failed to forge further alliances in other states with Sunni Islamist or left-wing movements. In Syria, Iran has faced competition from Russia, which is not interested in Tehran's expansion of influence.
The assassination of General Kasem Soleimani by US drones in Baghdad on January 3, 2020, was a major setback for Iran. US President Donald Trump's unilateral termination of the P5+1 nuclear deal with Iran in 2018 and the announcement of harsh economic sanctions have reduced Iran's resources for an expansionary regional policy. It can defy the sanctions with the support of China, but is becoming increasingly dependent on Beijing.
Without Russia, there will be no stable new order in the region. The strong US influence on Egypt, Israel, Jordan, the UAE and Saudi Arabia could make another important contribution to stabilization. Since no new regional order has yet been found, the struggle of external powers for hegemony will continue. The longer this period lasts, the more emerging powers like China and India will want to have a say. Continuing armed conflicts would further shake the stability of nation-states and strengthen non-state, possibly transnational actors, from militant Islamists and Jihadists to ethnic, tribal and sectarian militias, revolutionary and secessionist movements and criminal gangs.
Ariel I. Ahram and Ellen Lust outline three future scenarios in the Arab world: first, the return to sovereign dominance of states (possibly with a few additional states created by secession); secondly, the further erosion or collapse of the Arab states and the escalation of armed conflicts; thirdly, coexistence between state and non-state actors and pragmatic conflict management from outside through the freezing of conflicts.
Au tournant de l'année 2010/11, un vaste mouvement de protestation a touché la quasi-totalité du monde arabe. La justice sociale, la liberté politique et la dignité humaine étaient les revendications de la rue. Très vite, de puissants présidents autoritaires comme Zine El Abidine en Tunisie et Ben Ali Hosni Moubarak en Égypte ont été renversés. Il semblait que « l’exceptionnalisme arabe » autoritaire était arrivé à son terme. Mais après une décennie, la désillusion domine. Les formes de pouvoir (semi-)autoritaires se sont, soit maintenues dans la plupart des Etats, soit ont pu être restituées avec le soutien de puissances extérieures. La concurrence pour l'influence se poursuit. Ce document argumente que le « printemps arabe » n'était ni un épisode historique ni une occasion manquée. Il a marqué le début d'un changement de grande ampleur dans la région, changement qui se poursuivra, quelles que soient les forces qui s’y opposent. Depuis la fin de la guerre froide, de nouvelles tendances historiques ont touché la région et ont montré leurs effets combinés pour la première fois en 2011:
1. croissance démographique, effondrement de l'économie de rente et conséquences du changement climatique;
2. perte de légitimité de l'État arabe et renforcement des acteurs supranationaux ou subnationaux;
3. changements dans l'économie énergétique mondiale et leurs conséquences pour la Grande Région;
4. rivalité des puissances régionales dans l'établissement d'un nouvel ordre.
Une décennie après le déclenchement du « printemps arabe », la lutte pour le pouvoir entre les puissances régionales n’est pas encore décidée ni un nouvel ordre établi. Néanmoins, une tendance restauratrice et autoritaire est certes manifeste. L'Arabie saoudite a empêché une transformation régionale et a porté un coup sévère aux Frères musulmans dans toute la région : avec d'autres monarchies du Golfe, elle était derrière le coup d'État de l'armée du 3 juillet 2013 en Égypte. Elles ont soutenu la prise de pouvoir avec une aide immédiate de 12 milliards de dollars américains. L'Egypte, qui comptait 100 millions d'habitants, était un pays arabe clé et revêtait une grande importance stratégique. Dans d'autres États également, Riyad a réussi à affaiblir les Frères musulmans et les mouvements islamistes apparentés. Néanmoins, l'Arabie saoudite n'a pas réussi à réunir tous les Etats sunnites sous sa direction ni à affaiblir l'Iran de manière décisive. En Syrie, le royaume s'est entre-temps résigné à ce qu'El-Assad reste au pouvoir, mais cherche à l'éloigner de l'Iran par des incitations matérielles et à s'entendre avec le moindre mal, ce qui est la Russie. Après 2011, l'Iran a maintenu son influence en Irak et au Liban et a même réussi à l'étendre en Syrie et au Yémen. Néanmoins, Téhéran n'a pas réussi à forger d'autres alliances dans d'autres Etats avec des mouvements islamistes sunnites ou de gauche. En Syrie, l'Iran est, entre-temps, concurrencé par la Russie, qui n'est pas intéressée par une extension de l'influence de Téhéran. L'assassinat du général Kasem Soleimani par des drones américains à Bagdad le 3 janvier 2020 a été un contrecoup majeur pour l'Iran. L'annulation unilatérale de l'accord nucléaire des P5+1 avec l'Iran en 2018 par le président américain Donald Trump et l'annonce de sanctions économiques sévères ont réduit les ressources de l'Iran pour une politique régionale expansive. L'Iran peut braver les sanctions avec le soutien de la Chine, mais il devient ainsi de plus en plus dépendant de Pékin. Sans la Russie, il n'y aura pas de nouvel ordre stable dans la Grande Région. La forte influence des Etats-Unis sur l'Egypte, Israël, la Jordanie, les EAU et l'Arabie saoudite pourrait apporter une autre contribution importante à la stabilisation. Comme aucun nouvel ordre régional n'a encore été trouvé, la lutte des puissances extérieures pour l'hégémonie va se poursuivre. Plus cette période se prolongera, plus les puissances émergentes comme la Chine et l'Inde voudront avoir leur mot à dire. La persistance de conflits armés secouerait davantage la stabilité des États-nations et renforcerait les acteurs non étatiques, éventuellement transnationaux, des militants islamistes et djihadistes, des milices ethniques, tribales et confessionnelles et des mouvements révolutionnaires et sécessionnistes, jusqu'à des gangs criminels. Ariel I. Ahram et Ellen Lust esquissent trois scénarios d'avenir pour le monde arabe : premièrement, le retour à la domination souveraine des États (avec éventuellement quelques États supplémentaires créés par sécession) ; deuxièmement, la poursuite de l'érosion ou de l'effondrement des États arabes et l'escalade des conflits armés ; troisièmement, une coexistence entre les acteurs étatiques et non étatiques et une gestion pragmatique des conflits par l'extérieur en gelant les conflits.
Youssouf Diallo
Der Sahel und das Dilemma des internationalen Engagements in fragilen Ländern
Die Sahelländer Westafrikas sind mit einer der größten gesellschaftspolitischen Krisen in ihrer Geschichte konfrontiert. Dieser Beitrag analysiert Kernaspekte der europäischen und internationalen Sahelpolitik und das Dilemma des Sahel-Engagements. Er gibt einen Überblick über die Entwicklungstrends und die gesellschaftspolitischen Herausforderungen, konkretisiert diese durch die Lage in Mali und fasst die Ansätze und die wichtigsten Erkenntnisse des Sahel-Engagements zusammen. Er beschreibt auch die Neuausrichtung der Antiterroroperation und die Präsenz russischer Streitkräfte in Mali. Die wichtigsten Gründe für Instabilität im Sahelraum sind einerseits die fragile Staatlichkeit, die demografischen und klimatischen Trends, andererseits konfliktfördernde Faktoren wie Korruption und schlechte Regierungsführung. Fragilität wird als ein soziopolitischer Kontext verstanden, in dem die Gefahr eines gewaltsamen Konflikts oder eines Zusammenbruchs der staatlichen Ordnung besteht. Der Zerfall kann allmählich oder auf einmal und dramatisch stattfinden. In den letzten Jahren haben sich mehrere Begriffe für den Zusammenbruch der inneren Ordnung eines Staates etabliert: „failed state“, „fragiler Staat“, „zerfallender“ bzw. „zerfallener Staat“. Die deutsche Bundesregierung hat ressortübergreifende Leitlinien festgelegt, die sich im Umgang mit fragilen Staaten beschäftigen.
Die Sicherheitslage in der Sahel-Region entwickelt sich sehr dynamisch. Festzustellen ist, dass die Staaten der Region derzeit nicht in der Lage sind, den sicherheitspolitischen Herausforderungen zu begegnen. Es ist daher richtig und wichtig, dass die nationalen und internationalen Akteure die Strategie der Terrorismusbekämpfung neu ausrichten und gleichzeitig bestehender Stabilisierungsmaßnahmen sowie Entwicklungsziele konsequent umsetzen. In diesem Zusammenhang erfordert die Korruptionsbekämpfung auf europäischer Seite nicht nur Transparenz, sondern auch Konditionalität. Außerdem ist eine völlig neue Kommunikationsstrategie erforderlich.
Die Koexistenz von russischen Kräften und europäischen Akteuren in Mali würde zu einer Verschärfung der Konkurrenz zwischen Russland und den westlichen Demokratien führen. Es kann mithin nicht ausgeschlossen werden, dass die internationalen militärischen Kooperationspartner ihr Engagement im Sahel überprüfen und gegebenenfalls ändern würden.
Letztendlich gilt der Lage in Mali eine besondere Aufmerksamkeit. Vor dem Hintergrund der Verlängerung der politischen Transition und der angespannten Lage - gerade mit Blick auf die ECOWAS-Sanktionen - ist mit einem Machtkampf in Bamako zu rechnen, was die Region noch weiter destabilisieren könnte. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die Übergangsregierung an den Verhandlungstisch zurückkehrt, um die Konfrontation mit den ECOWAS-Mitgliedstaaten schnell zu beenden. Im besten Fall wird ein abermals verstärktes Engagement der nationalen und internationalen Akteure helfen, die Ausbreitung des Terrorismus einzudämmen und einen Zusammenbruch der staatlichen Ordnung in den Sahelländern zu verhindern.
The Sahel countries of West Africa are facing one of the greatest socio-political crises in their history. This paper analyses key aspects of European and international Sahel policy and the dilemma of Sahel engagement. It provides an overview of the development trends and the socio-political challenges, substantiates them with the situation in Mali and summarizes the approaches and the most important cognitions of the Sahel engagement. It also describes the reorientation of the anti-terrorist operation and the presence of Russian forces in Mali.
The most important reasons for instability in the Sahel region are fragile statehood, demographic and climatic trends on the one hand, and conflict-promoting factors such as corruption and poor governance on the other. Fragility is understood as a socio-political context in which there is a risk of a violent conflict or of a collapse of the state order. The decay can take place gradually or at once and dramatically. In recent years, several terms have become established for the collapse of a state's internal order: „failed state“, „fragile state“, „disintegrating“ or „disintegrated state“. The German government has defined interdepartmental guidelines for dealing with fragile states.
The security situation in the Sahel region is developing very dynamically. It should be noted that the states of the region are currently unable to meet the security challenges. It is therefore proper and important that national and international actors realign their counter-terrorism strategy and at the same time consistently implement existing stabilization measures and development goals. In this context, the fight against corruption on the European side requires not only transparency, but also conditionality. In addition, a completely new communication strategy is required.
The coexistence of Russian forces and European actors in Mali would lead to an intensification of the competition between Russia and Western democracies. It cannot therefore be ruled out that the international military cooperation partners will review their engagement in the Sahel and, if necessary, change it.
Ultimately, special attention is being paid to the situation in Mali. Against the background of the prolongation of the political transition and the tense situation - especially with regard to the ECOWAS sanctions - a power struggle in Bamako is to be expected, which could further destabilize the region. However, it cannot be ruled out that the transitional government will return to the negotiating table in order to quickly end the confrontation with the ECOWAS member states. In the best case, a renewed commitment of national and international actors will help to contain the spread of terrorism and prevent a collapse of the state order in the Sahel countries.
Les pays sahéliens d'Afrique de l'Ouest sont confrontés à l'une des plus grandes crises sociopolitiques de leur histoire. Cet article analyse les aspects clés de la politique européenne et internationale au Sahel et le dilemme de l'engagement au Sahel. Il donne un aperçu des tendances de développement et des défis sociopolitiques, les concrétise à travers la situation au Mali et résume les approches et les principales conclusions de l'engagement au Sahel. L‘article décrit également la réorientation de l'opération antiterroriste et la présence de forces russes au Mali. Les principales causes d'instabilité dans la région du Sahel sont, d'une part, la fragilité de l'État, les tendances démographiques et climatiques et, d'autre part, les facteurs favorisant les conflits tels que la corruption et la mauvaise gouvernance. La fragilité est comprise comme un contexte sociopolitique dans lequel il existe un risque de conflit violent ou d'effondrement de l'ordre étatique. L'effondrement peut être progressif ou soudain et dramatique. Ces dernières années, plusieurs termes se sont imposés pour désigner l'effondrement de l'ordre interne d'un État : « État failli », « État fragile », « État en cours de faillite » ou « en faillite ». Le gouvernement fédéral allemand a défini des lignes directrices interministérielles qui traitent de la gestion des États fragiles. La situation sécuritaire dans la région du Sahel évolue de manière très dynamique. Force est de constater que les États de la région ne sont actuellement pas en mesure de relever les défis en matière de politique de sécurité. Il est donc juste et important que les acteurs nationaux et internationaux réorientent la stratégie de lutte contre le terrorisme tout en mettant en œuvre de manière cohérente les mesures de stabilisation existantes et les objectifs de développement. Dans ce contexte, la lutte contre la corruption du côté européen exige non seulement de la transparence, mais aussi de la conditionnalité. En outre, une toute nouvelle stratégie de communication est nécessaire. La coexistence de forces russes et d'acteurs européens au Mali conduirait à une intensification de la concurrence entre la Russie et les démocraties occidentales. Il n'est donc pas exclu que les partenaires internationaux de la coopération militaire réexaminent leur engagement au Sahel et le modifient le cas échéant. Enfin, la situation au Mali mérite une attention particulière. Dans le contexte de la prolongation de la transition politique et de la situation tendue - notamment au regard des sanctions de la CEDEAO - il faut s'attendre à une lutte pour le pouvoir à Bamako, ce qui pourrait déstabiliser encore davantage la région. Il n'est toutefois pas exclu que le gouvernement de transition revienne à la table des négociations afin de mettre rapidement fin à la confrontation avec les États membres de la CEDEAO. Dans le meilleur des cas, un engagement à nouveau accru des acteurs nationaux et internationaux aidera à endiguer la propagation du terrorisme et à éviter un effondrement de l'ordre étatique dans les pays du Sahel.
Michael Cserkits/Andreas Sammer
Einsätze der Israel Defense Force (IDF) in Gaza am Beispiel der Operationen „Cast Lead 2008/09“ und „Protective Edge 2014“
Der Artikel behandelt anhand zweier ausgewählter Operationen der IDF Ableitungen für den Einsatz von Kräften im urbanen Umfeld mit Fokus auf Information-Warfare und Legal-Warfare. Sowohl „Cast Lead“ als auch „Protective Edge“ hatten ähnliche Ansätze und Ziele, jedoch konträre Ausgänge. Durch die rasche Lernkurve der islamistischen Hamas konnten sich einmalig bewährte Konzepte nicht nachhaltig durchsetzen und erzwangen eine permanente Beschäftigung mit der Konfliktpartei. Durch die Verlagerung des Konflikts in den Untergrund bzw. in die Informationsdomäne eröffnete sich für die technologisch unterlegene Hamas eine Möglichkeit zur neuen Narrativbildung.
Neben der Open Source Intelligence (OSINT) erweist sich die gesamtheitliche Vernetzung von Streitkräften im Rahmen des Führungs-, Aufklärungs- und Wirkungsverbundes als zukunftsorientierte Entwicklung. Durch ein umfassend und nahezu in Echtzeit generiertes Lagebild kann der Nebel des Krieges gelichtet und Entscheidungen beschleunigt werden.
Durch die zunehmende Hybridität von Konflikten und Akteuren ist eine umfassende System- und Faktorenanalyse des Joint Operational Environment (JOE) und deren Auswirkungen auf die Joint Operational Area (JOA) erforderlich. Die sich ständig im Wandel befindlichen Entwicklungen im Bereich der Diplomatie bzw. Politik und der sozioökonomischen Faktoren von Akteuren bedürfen einer ständigen Lagebeurteilung. Falsche Annahmen oder Beurteilungsgrundlagen, welche eventuell auch noch ideologisch gefärbt oder politisch verklärt sind, können den eigentlich geplanten Endzustand auf militärstrategischer Ebene in falschem Licht erscheinen lassen. Ein auf oberster Ebene gemachter falscher Beurteilungsschritt würde sich dann wie ein roter Faden durch alle darunter liegenden Ebenen ziehen und so zu einem Scheitern der Operation bereits vor ihrem Beginn führen. Das Beispiel der grundlegend falschen Annahmen bezüglich der Rolle Ägyptens sowie vorab antizipierter Analogien zu vorangegangenen Operationen mögen als mahnendes Beispiel dienen. Durch den Fehler auf militärstrategischer Ebene wurden letztlich die operativen Ziele nicht erreicht. Daraus resultiert, dass es für jede militärische Führung essentiell ist, die situationsbedingte Natur des Krieges sowie den sich verändernden Charakter des Krieges zu verstehen und richtig zu interpretieren. Nur dann kann ein ziel- und wirkungsorientierter Einsatz der Streitkräfte im Rahmen des „Whole of Government Approach“ gewährleistet werden.
The article deals with two selected operations of the IDF derivations for the deployment of forces in urban environment with a focus on information warfare and legal warfare. Both „Cast Lead“ and „Protective Edge“ had similar approaches and goals, but opposite outcomes. Due to the rapid learning process of the Islamist Hamas, uniquely proven concepts could not prevail sustainably and forced a permanent dealing with the conflict party. The shift of the conflict to the underground or to the information domain opened up an opportunity for the technologically inferior Hamas to establish a new narrative.
In addition to Open-Source Intelligence (OSINT), the overall networking of armed forces within the framework of the command, reconnaissance and impact network proves to be a future-oriented development. With a comprehensive and almost real-time situational picture generated, the fog of war can be cleared and decisions accelerated.
Due to the increasing hybridity of conflicts and actors, a comprehensive system and factor analysis of the Joint Operational Environment (JOE) and its effects on the Joint Operational Area (JOA) is required. The constantly changing developments in the field of diplomacy and politics and the socio-economic factors of actors require a constant assessment of the situation. False assumptions or basics for assessments, which may also be ideologically colored or politically transfigured, can cast the actually planned final state in the wrong light on a military-strategic level.
A wrong assessment step made at the highest level would then run like a central idea through all the levels below and thus lead to the failure of the operation even before it begins. The example of fundamentally incorrect assumptions about Egypt's role, as well as pre-anticipated analogies to previous operations, may serve as an exhortative example. Due to the mistake at the military-strategic level, the operational goals were ultimately not achieved. As a result, it is essential for any military command and control to understand and correctly interpret the situational and changing nature of war. Only thus can a goal- and effect-oriented deployment of the armed forces within the framework of the „Whole of Government Approach“ be guaranteed.
Cet article traite, à l’exemple de deux opérations militaires, des conclusions faites par les FDI pour l’emploi des forces armées dans un environnement urbain, en mettant l’accent sur la guerre d’information et la guerre juridique. « Cast Lead » ainsi que « Protective Edge » avaient des approches et des objectifs similaires, mais des issues opposées. En raison de la courbe d'apprentissage rapide du Hamas islamiste, des concepts ayant fait leurs preuves une fois n'ont pas pu s'imposer durablement et ont obligé à s'occuper en permanence de la partie en conflit. En déplaçant le conflit dans la clandestinité ou dans le domaine de l'information, une possibilité s'est ouverte pour le Hamas, technologiquement inférieur, de créer une nouvelle narration. Outre l'Open Source Intelligence/OSINT (renseignement issu de sources ouvertes), la mise en réseau globale des forces armées dans le cadre de l'interconnexion du commandement, du renseignement et des effets, s'avère être un développement orienté vers l'avenir. Grâce à une image de la situation générée de manière globale et presque en temps réel, il est possible de dissiper le brouillard de la guerre et d’accélérer la prise de décisions. En raison de l'hybridité croissante des conflits et des acteurs, une analyse systémique et factorielle complète de l'environnement opérationnel conjoint (Joint Operational Environment - JOE) et de ses effets sur la zone opérationnelle conjointe (Joint Operational Area - JOA) est nécessaire. Les développements en constante évolution dans le domaine de la diplomatie ou de la politique et des facteurs socio-économiques des acteurs nécessitent une évaluation permanente de la situation. Des hypothèses ou des bases d'évaluation erronées, éventuellement teintées d'idéologie ou politiquement enjolivées, peuvent faire apparaître sous un faux jour l'état final réellement prévu au niveau de la stratégie militaire. Une erreur d'appréciation commise au plus haut niveau se répercuterait alors comme un fil rouge sur tous les niveaux inférieurs et conduirait ainsi à l'échec de l'opération avant même son lancement. L'exemple des hypothèses fondamentalement erronées concernant le rôle de l'Égypte et des analogies anticipées portant sur les opérations précédentes peut servir d'avertissement. En raison de l'erreur commise au niveau de la stratégie militaire, les objectifs opérationnels n'ont finalement pas été atteints. Il en résulte qu'il est essentiel pour tout commandement militaire de comprendre et d'interpréter correctement la nature situationnelle de la guerre ainsi que son caractère évolutif. Ce n'est qu'à cette condition qu'un engagement des forces armées orienté vers les objectifs et les effets peut être garanti dans le cadre de « Whole of Government Approach » (approche pangouvernementale).
Stefan Goertz
Eine Analyse der aktuellen Sicherheits- und Militärpolitik Russlands
Die russische Sicherheits- und Militärpolitik in Libyen, Syrien und in der Ukraine war und ist geprägt von der Gerassimow-Doktrin des russischen Generalstabschefs Waleri Wassiljewitsch Gerassimow. Er hatte bereits im Jahr 2013 eine neue hybride Militärstrategie verkündet und zeichnete das Bild eines „entgrenzten“ Krieges: „Die Bekämpfung der Ziele des Feindes erfolgt über die gesamte Fläche seines Territoriums. Es verschwimmen die Grenzen zwischen strategischer, operativer und taktischer Ebene sowie offensiven und defensiven Operationen. Hochpräzise Waffen werden in großer Zahl eingesetzt. Das Militär beginnt aktiv, Waffen, die auf neu entdeckten physikalischen Gesetzen basieren, sowie autonome Systeme zu implementieren.“ Gerassimow nutzt seit dem Jahr 2016 die westliche Terminologie des „hybriden Krieges“ und führt den Zweck der Anwendung „hybrider Methoden“ aus: „Ihr Inhalt besteht in der Erreichung politischer Ziele mit minimalen bewaffneten Angriffen auf den Gegner, v.a. durch die Zersetzung seines militärischen und wirtschaftlichen Potenzials, informationell- psychologischer Einflussnahme, aktiver Unterstützung der inneren Opposition und der Anwendung von Partisanen- und subversiven Methoden [...].“ Russland stellt bereits vor dem Beginn des Angriffskrieges am 24.2.2022 spätestens seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 die territoriale Integrität der Ukraine infrage und verschob die Grenze der Ukraine mit militärischen Mitteln. Über Jahre intervenierte Russland in den Bürgerkriegen in Syrien und in Libyen. Der russische Rüstungsetat stieg seit Jahren erheblich. Rüstungskontrollverträge wie der Vertrag zum Verbot nuklearer Mittelstreckensysteme wurden von der russischen Regierung aufgekündigt. Die russische Regierung setzte seit spätestens 2014 auf militärische Macht in Kombination mit anderen Mitteln, um ihre außenpolitischen Interessen in den post-sowjetischen Staaten, aber auch in Syrien, in Libyen und in afrikanischen Staaten durchzusetzen.
Dieser Beitrag beleuchtet die russische Sicherheits- und Militärpolitik der letzten Jahre und Monate in Libyen, in Syrien und in der Ukraine.
Nach Angaben von Mark Kimmitt, General a.D. der U.S.-Army, stehen die Zeichen der Kriegführung Russlands aktuell auf einen „langen, blutigen Abnutzungskrieg“. Atomwaffen als Mittel der russischen Kriegführung erscheinen wenig realistisch. Auch taktische nukleare Waffen werden kurz- bis mittelfristig eher nicht als Mittel zur Anwendung gebracht werden. Die Kriegführung Russlands gegen die Ukraine ist hybrid und dies spätestens seit der Annexion der Krim 2014. Die Kriegführung Russland im neuen Ost-West-Konflikt bedroht auch zahlreiche Staaten der westlichen Welt, auf verschiedenen Ebenen, mit verschiedenen Akteuren. Das „System Putin“ kombiniert klassische Militäreinsätze, wirtschaftlichen Druck, Cyberattacken, Desinformationskampagnen in den Medien und sozialen Netzwerken mit Kriegsverbrechen (u.a. sexualisierte Gewalt), der „Aleppofizierung“ des Krieges in der Ostukraine, Aushungern von Städten, international geächteten Waffen, den Einsatz von Private Military Companies (PMCs) sowie vielen Tausenden ausländischen Kämpfern aus Tschetschenien, Libyen und Syrien. Nach der Logik von Gerassimow ist diese Kriegführung Russlands „entgrenzt“. Die Sicherheitsbehörden und die politischen Entscheidungsträger Europas müssen diese hybride Kriegführung Russlands umfassend auswerten und ihre Analysen abgleichen, weil diese Kriegführung Russlands noch für viele Jahre eine Bedrohung für Europa und die Welt darstellen wird.
Russian security and military policy in Libya, Syria and Ukraine was and is shaped by the Gerasimov Doctrine of the Russian Chief of Staff Valery Vasilyevich Gerasimov. He had already announced a new hybrid military strategy in 2013 and painted the picture of a „delimited“ war: „The fight against the enemy's goals takes place over the entire area of his territory. The boundaries between strategic, operational and tactical levels as well as offensive and defensive operations are blurring. High-precision weapons are used in large numbers. The military is beginning to actively implement weapons based on newly discovered physical laws, as well as autonomous systems.“ Gerasimov has been using the Western terminology of „hybrid war“ since 2016 and elaborates on the purpose of applying „hybrid methods“: „Their content is the achievement of political goals with minimal armed attacks against the enemy, especially through the disintegration of his military and economic potential, informational-psychological influence, active support of the internal opposition and the application of partisan and subversive methods [...].“
Even before the start of the war of aggression on 24.2.2022, Russia has questioned the territorial integrity of Ukraine since the annexation of Crimea in 2014 at the latest and has shifted Ukraine's border by military means. For years, Russia has intervened in the civil wars in Syria and Libya. Russia's defense budget has been rising significantly for years. Arms control treaties such as the Treaty on the Prohibition of Intermediate-Range Nuclear Systems have been terminated by the Russian government. Since 2014 at the latest, the Russian government has relied on military power in combination with other means to enforce its foreign policy interests in the post-Soviet states, but also in Syria, Libya and African states.
This article examines Russia's security and military policy in recent years and months in Libya, Syria and Ukraine.
According to Mark Kimmitt, retired general of the U.S. Army, the signs of Russia's warfare are currently indicating a „long, bloody war of attrition.“ Nuclear weapons as a means of Russian warfare seem unrealistic. Tactical nuclear weapons are also unlikely to be used as a means in the short to medium term. Russia's warfare against Ukraine has been hybrid, at least since the annexation of Crimea in 2014. Russia's warfare in the new East-West conflict also threatens numerous states of the Western world, at different levels, with different actors.
The „Putin system“ combines classic military operations, economic pressure, cyber attacks, disinformation campaigns in the media and social networks, with war crimes (including sexualized violence), the „Aleppofication“ of the war in eastern Ukraine, starvation of cities, internationally outlawed weapons, the use of Private Military Companies (PMCs) and many thousands of foreign fighters from Chechnya, Libya and Syria.
According to the logic of Gerasimov, this warfare of Russia is „delimited“. Europe's security agencies and policy-makers must comprehensively evaluate Russia's hybrid warfare and synchronize their analyses, because Russia's warfare will pose a threat to Europe and the world for many years to come.
La politique militaire et de sécurité russe en Libye ainsi qu’en Syrie et en Ukraine a été et reste marquée par la doctrine Gerassimov, nommée d’après le chef d'état-major russe Valeri Vassilievitch Gerassimov. En 2013, Gerassimov avait déjà annoncé une nouvelle stratégie militaire hybride et dessiné l'image d'une guerre « décloisonnée » : « La lutte contre les objectifs de l'ennemi s’effectue sur toute la surface de son territoire. Les frontières entre les niveaux stratégique, opérationnel et tactique ainsi que les opérations offensives et défensives deviennent de plus en plus floues. Des armes de haute précision sont utilisées en grand nombre. L'armée commence activement à mettre en œuvre des armes basées sur des lois physiques nouvellement découvertes, ainsi que des systèmes autonomes ». Depuis 2016, Gerassimov utilise la terminologie occidentale de « guerre hybride » et précise le but de l'utilisation de « méthodes hybrides » : « Leur contenu consiste à atteindre des objectifs politiques avec un minimum d'attaques armées contre l'adversaire, surtout par la décomposition de son potentiel militaire et économique, l'influence informationnelle et psychologique, le soutien actif de l'opposition intérieure et l'utilisation de méthodes partisanes et subversives [...] ». Avant même le début de la guerre d'agression le 24 février 2022, la Russie remettait déjà en question l'intégrité territoriale de l'Ukraine, au moins depuis l'annexion de la Crimée en 2014, et repoussait la frontière de l'Ukraine par des moyens militaires. Pendant des années, la Russie est intervenue dans les guerres civiles en Syrie et en Libye. Le budget de l'armement russe a considérablement augmenté depuis des années. Les traités de contrôle des armements tels que le traité d'interdiction des armes nucléaires à portée intermédiaire ont été dénoncés par le gouvernement russe. Depuis 2014 au plus tard, le gouvernement russe a misé sur sa puissance militaire, puissance combinée à d'autres moyens, pour imposer ses intérêts de politique étrangère dans les États post-soviétiques, mais aussi en Syrie, en Libye et dans les États africains. Cet article met en lumière la politique militaire et de sécurité russe des dernières années et des derniers mois en Libye, en Syrie et en Ukraine. Selon Mark Kimmitt, général à la retraite de l'armée américaine, les signes de la conduite de la guerre par la Russie s'orientent actuellement vers une « longue et sanglante guerre d'usure ». L’utilisation d’armes nucléaires, comme moyen de guerre russe, semble peu réaliste. Même les armes nucléaires tactiques ne seront pas utilisées à court ou moyen terme. La guerre menée par la Russie contre l'Ukraine est une guerre hybride, et cela au moins depuis l'annexion de la Crimée en 2014. La méthode de guerre russe dans le nouveau conflit Est-Ouest menace également de nombreux États du monde occidental - à différents niveaux et avec différents acteurs. Le « système Poutine » combine des opérations militaires classiques, des pressions économiques, des cyberattaques, des campagnes de désinformation dans les médias et sur les réseaux sociaux avec des crimes de guerre (notamment des violences sexuelles), « l’alepisation » de la guerre dans l'est de l'Ukraine, l'affamement de villes, des armes proscrites au niveau international, l'utilisation de compagnies militaires privées (CMP) ainsi que de plusieurs milliers de combattants étrangers venus de Tchétchénie, de Libye et de Syrie. Selon la logique de Gerassimov, ce type de guerre mené par la Russie est une guerre « décloisonnée ». Les autorités de sécurité et les décideurs politiques européens doivent donc évaluer pleinement cette guerre et comparer leurs analyses parce qu’une telle guerre représentera une menace pour l'Europe et le monde entier pendant de nombreuses années encore.
Georg Knafl
Kurzvorstellung ukrainischer Lawfare auf der Bühne des Internationalen Gerichtshofs gegen ad bellum-Argumente der Russischen Föderation
Klageerhebung bis Festlegung vorsorglicher Maßnahmen im März 2022
Der Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine findet nicht in einem rechtsfreien Raum statt: Davon zeugen die anhängigen Ermittlungsverfahren betreffend Verstöße gegen Recht im Krieg (ius in bello) auf internationaler und nationaler Ebene. Einerseits endeten vor ukrainischen Gerichten bereits erste Verfahren in Verurteilungen von Soldaten der Russischen Föderation wegen Kriegsverbrechen (u.a. Erschießung ukrainischer Zivilisten und Artilleriebeschießung von Zivilzielen). Andererseits wurden seitens der proklamierten „Volksrepublik Donetsk“ gegen drei auf ukrainischer Seite kämpfende Drittstaatsangehörige Todesstrafen verhängt, wogegen gravierendste rechtstaatliche Bedenken anzumelden sind.
Der bisherige Fokus liegt so bislang auf individuellen Akteuren, wiewohl damit schon klar eine Konfliktaustragung in der Dimension des Rechts stattfindet. Diesbezüglich ist bemerkenswert, dass sich die Ukraine eigentlich schon seit 2014 in einer rechtlichen Konfrontation - auf „juristischer Front“ - mit der Russischen Föderation befindet. Dazu zählen bislang dreizehn Streitfälle. Nach (westlich geprägten) Begriffsverständnis soll damit ausdrücklich Lawfare angesprochen und gleichsam deutlich gemacht werden, wie relevant koordinierte und zielorientierte Lawfare als Teil hybrider Kriegführung generell und besonders im Fall der Ukraine ist.
Vor diesem Hintergrund wurde kurz nach Beginn des Angriffskriegs ein „Verfahren über Genozidanschuldigungen“ vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) anhängig gemacht. Dessen Bedeutung wurde bereits von ukrainischer Seite mit „We are engaging in lawfare, Russia is engaging in warfare“ plakativ unterstrichen. In diesem Beitrag erfolgt eine Kurzvorstellung dieses Verfahrens und erste Zwischenergebnisse daraus.
Die Russische Föderation ist bemüht, eine Vereinbarkeit ihrer ad bellum Argumentation mit den Vorgaben der bestehenden internationalen Rechtsordnung darzustellen. Bislang ist aber der Sichtweise der Russischen Föderation auf weiter Flur versagt geblieben, anerkannt zu werden. Nach manchen Autoren würden sich ad bellum Argumente bereits auf Grundlage kurzer Betrachtung als grundlos und zynisch entpuppen und könnten letztendlich inhaltlich keine rechtliche Deckung für das russische Vorgehen vermitteln. Bis zu einer endgültigen Entscheidung wird es noch dauern, weshalb derzeit nur die angeordneten vorsorglichen Maßnahmen in Geltung stehen, aber faktisch nicht effektiv sind. Nächster Meilenstein wird im Verfahren das Memorandum der Ukraine sein, welches bis zum 23.9.2022 beauftragt wurde. Darauf folgt dann die Gegenschrift der Russischen Föderation mit Frist bis zum 23.3.2023.
Letztendlich hat sich auch schon gezeigt, dass Lawfare eine (wichtige) unterstützende Rolle in (moderner) Konfliktaustragung einnehmen kann, aber eindeutig nicht als Ersatz für Landesverteidigung durch die eigenen Streitkräfte gegenüber einem entschlossenen Gegner angesehen werden dürfe.
The Russian Federation's war of aggression against Ukraine is not taking place in a lawless area: this is evidenced by the pending investigations of violations of law in war (ius in bello) at the international and national level. On the one hand, the first trials in convictions of soldiers of the Russian Federation for war crimes (including shooting of Ukrainian civilians and artillery shelling of civilian targets) have already ended in Ukrainian courts. On the other hand, the proclaimed „Donetsk People's Republic“ imposed death sentences on three third-country nationals fighting on the Ukrainian side, against which most serious concerns about the rule of law have to be expressed.
So far, the focus has been on individual actors, although this is already clearly a conflict in the dimension of the law. In this regard, it is noteworthy that Ukraine has actually been in a legal confrontation - on a „legal front“ - with the Russian Federation since 2014. So far, this includes thirteen disputes. According to the (Western-influenced) understanding of the term, this is intended to explicitly address Lawfare and make it clear how relevant coordinated and goal-oriented Lawfare is a part of hybrid warfare in general and especially in the case of Ukraine.
Against this background, shortly after the beginning of the war of aggression, a „case on genocide accusations“ was brought before the International Court of Justice (ICJ). Its importance has already been boldly underlined by the Ukrainian side with „We are engaging in Lawfare, Russia is engaging in warfare“. In this article, a brief presentation of this procedure and the first interim results are given.
The Russian Federation endeavors to present the compatibility of its ad bellum reasoning with the requirements of the existing international legal order. So far, however, the Russian Federation's view has failed to be recognized: According to some authors, ad bellum arguments would turn out to be groundless and cynical on the basis of a short consideration and could ultimately not provide any legal cover for the Russian approach. It will take some time before a final decision is taken, which is why only the precautionary measures ordered are currently in force, but are in fact ineffective. The next milestone in the procedure will be the Memorandum of Ukraine, which was commissioned until 23.9.2022. This will be followed by the counter-text of the Russian Federation with a deadline of 23.3.2023.
Ultimately, it has already been shown that Lawfare can play an (important) supporting role in (modern) dealing with conflicts, but clearly should not be seen as a substitute for national defense by its own armed forces against a determined adversary.
La guerre d'agression de la Fédération de Russie contre l'Ukraine ne se déroule pas dans une zone de non-droit: les procédures d'enquête en cours concernant des violations du droit en temps de guerre (ius in bello) au niveau international et national en témoignent. D'une part, les premiers procès devant les tribunaux ukrainiens ont déjà abouti à des condamnations de soldats de la Fédération de Russie pour crimes de guerre (notamment l'exécution de civils ukrainiens et des tirs d'artillerie sur des cibles civiles). D'autre part, la proclamée « République populaire de Donetsk » a prononcé des peines de mort à l'encontre de trois ressortissants de pays tiers combattant du côté ukrainien, ce qui soulève les plus graves doutes quant à la primauté du droit. Jusqu'à présent, l'accent a été mis sur les acteurs individuels, bien qu'il s'agisse déjà clairement d'une résolution de conflit dans la dimension juridique. A cet égard, il convient de noter que l'Ukraine se trouve en réalité depuis 2014 déjà dans une confrontation juridique - sur le « front juridique » - avec la Fédération de Russie. Cela comprend jusqu'à présent treize litiges. Selon l'acception occidentale du terme, il s'agit d'évoquer expressément l’usage stratégique du droit et de mettre en évidence la pertinence d'un tel usage coordonné et ciblé en tant qu'élément de la guerre hybride en général et dans le cas de l'Ukraine en particulier. Dans ce contexte, peu après le début de la guerre d'agression, une « procédure sur les accusations de génocide » a été engagée devant la Cour internationale de justice (CIJ). L'importance de cette procédure a déjà été soulignée de manière frappante du côté ukrainien par le slogan "We are engaging in lawfare, Russia is engaging in warfare" (Nous nous engageons dans une guerre juridique, la Russie s’engage dans une guerre armée). Cet article présente brièvement cette procédure et ses premiers résultats intermédiaires. La Fédération de Russie s'efforce de démontrer la compatibilité de son « argumentation ad bellum » avec les dispositions de l'ordre juridique international existant. Jusqu'à présent, le point de vue de la Fédération de Russie n'a pas été reconnu à grande échelle : selon certains auteurs, les « arguments ad bellum » se révèleraient, même sur la base d'un bref examen, sans fondement et cyniques, et ne pourraient finalement pas fournir de couverture juridique à l'action russe. Il faudra encore attendre jusqu'à ce qu'une décision définitive soit prise, raison pour laquelle seules les mesures préventives ordonnées sont actuellement en vigueur, mais ne sont pas effectives dans les faits. Le prochain jalon de la procédure sera le mémorandum de l'Ukraine, qui a été demandé jusqu'au 23 septembre 2022. Il sera suivi par le contre-mémoire de la Fédération de Russie, dont le délai est fixé au 23 mars 2023. En fin de compte, il a déjà été démontré que l'usage stratégique du droit peut jouer un rôle de soutien (important) dans la résolution (moderne) de conflits, mais qu'il ne doit clairement pas être considéré comme un substitut à la défense nationale par les propres forces armées face à un adversaire déterminé.