Die indische Marine kämpft zur Zeit mit akuten finanziellen Schwierigkeiten und andauernden Verzögerungen bzw. Verschiebungen großer Rüstungsprojekte durch das Verteidigungsministerium. Dazu zählt vor allem der geplante zweite eigenständig gebaute Flugzeugträger („Indigenous Aircraft Carrier“ - IAC-2) zur signifikanten Erhöhung der regionalen maritimen Machtprojektionen Indiens.
Die indische Marine operiert derzeit mit dem 46.000 Tonnen schweren und runderneuerten Flugzeugträger „Vikramaditya“ der ehemals sowjetischen KIEW-Klasse (das Schiff hieß in der Sowjet-Marine damals „Admiral Gorschkow“). Die Plattform wurde 2004 von der indischen Regierung in Russland gekauft, dort bis 2012 entsprechend den Anforderungen der indischen Marine umgebaut und im November 2013 als „Vikramaditya“ in Dienst gestellt. Auf der „Vikramaditya“ operiert ein Geschwader von MiG-29K
(„Fulcrum D“).
Im Jahr 2021 wird dann der erste, weitgehend von Indien selbst gebaute erste Flugzeugträger „Vikrant“ (als Typschiff der zwei Einheiten der VIKRANT-Klasse) in Dienst gehen. Seit 2009 wird die „Vikrant“ in der Cochin Shipyard Limited (CSL) an der Südostküste Indiens gebaut. Die Inbetriebnahme war ursprünglich für 2015/2016 vorgesehen, verzögert sich aber nun erheblich aufgrund fehlender Geldmittel, technologischer Probleme und durch die verspätet von Russland gelieferten flugzeugtechnischen Kapazitäten an Bord des Trägers. Die Luftwaffengeschwader der „Vikrant“ bestehen aus MiG-29K-Kampfflugzeugen, russischen Kamov Ka-31 Hubschraubern und in Indien entwickelten Dhruv-Mehrzweckhelikoptern. Die Schiffe der VIKRANT-Klasse sind mit einem STOBAR-System ausgerüstet. STOBAR steht für „Short Take Off But Arrested Recovery“. Hier starten die Jets mithilfe einer Sprungschanze und werden beim Landen durch Rückhalteseile abgebremst. [6]
Der zweite geplante Träger der VIKRANT-Klasse, „Vishal“, sollte voraussichtlich zwischen 2030 und 2032 nach den Richtlinien des Maritime Capability Perspective Plan der indischen Marine zugehen. Das indische Verteidigungsministerium sieht insgesamt 3 eigene Flugzeugträger vor – zwei davon sind stets operativ einsatzfähig; der dritte gilt als strategische Reserve -, um die maritimen Machtaspirationen Indiens zu erfüllen. Als Hauptgegner wird vor allem China mit seinen expansiven Ambitionen im Großraum angesehen.
2004 startete die Produktion. Nicht zuletzt gibt es mit den russischen MiG-29K Kampfjets erhebliche Instandhaltungsprobleme, wobei zudem Russland offenbar nicht imstande ist, alle im Kaufvertrag festgelegten Leistungsmerkmale auch ordnungsgemäß zu erfüllen. Ein Grund dafür sind die 2014 im Zuge der Ukraine-Krise vom Westen gegen Russland verhängten Sanktionen.
Russland und Indien haben unter anderem den Überschall-Seezielflugkörper BRAHMOS (PJ-10) entwickelt. [7]
Indien beobachtet die erhöhten Aktivitäten Chinas im Indischen Ozean mit wachsender Sorge. Der französische Der französische Präsident Emmanuel Macron besuchte Indien im März 2018, wobei die indische Regierung mit Frankreich ein Abkommen über Verteidigungslogistik abschloss, dass den Indern den Zugang zu französischen Militärbasen auf der Insel Reunion im Indischen Ozean und am Horn von Afrika (Dschibuti) erlaubt. Ende 2017 unterzeichnete Indien eine Vereinbarung mit Singapur, die es den Indern ermöglicht, ihre Kriegsschiffe für längere Zeit in den Häfen Singapurs zu belassen. Schließlich schloss Indien im Februar ein Abkommen mit dem Oman, um von den dortigen Häfen indische Flottenverbände vor allem logistisch zu unterstützen. Die Lenkwaffenzerstörer mit Stealth-Eigenschaften der KOLKATA-Klasse umfassen drei Schiffe - Kolkata, Kochi und Chennai, die alle von Mazagon Dock Limited in Indien gebaut wurden. Die Visakhapatnam-Klasse (Projekt 15B) ist eine Klasse neuer Stealth-Lenkflugkörperzerstörern, die sich derzeit in der Fertigung befinden. Die Klasse umfasst vier Schiffe: Visakhapatnam, Mormugao, Paradip und Porbandar. Die neuen Zerstörer besitzen umfassende Mittel zur U-Boot-Bekämpfung wie etwa russische RBU-6000 Smirch-2-Wasserbombenwerfer mit einer Reichweite von 6 km. Derzeit fehlt es aber an modernen und effizienten Hubschrauberkapazitäten insbesondere bei der U-Boot-Abwehr. Im August 2017 startete das indische Verteidigungsministerium das Ausschreibungsverfahren für 123 neue Mehrzweck-Marinehelikopter.
Insgesamt braucht es energische Schritte zur Stärkung institutioneller Kapazitäten, will Indien im Rahmen der Modernisierung seiner Streitkräfte seinen strategischen Einfluss im Großraum ausdehnen. [8]
Geoökonomie wird von New Delhi als die „Anwendung wirtschaftlicher Instrumente“ definiert, „um spezifische geopolitische Ergebnisse zu erreichen“. [9] Dabei werden der Stellenwert und die Instrumente indischer Staatskunst in Bezug auf die Wirtschaft als eine zentrale Komponente der eigenen Außenpolitik dargestellt, sowie die eigenen Stärken wie Begrenzungen in Beziehung zu anderen aufsteigenden Mächten erörtert. Bis 2030 wird erwartet, dass Indien zur drittgrößten Weltwirtschaft aufgestiegen sein wird. Inmitten der von der Weltmacht USA noch immer über weite Strecken dominierten ökonomischen Globalisierung seit Ende des Kalten Krieges konnten auch die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen Indiens gut gedeihen. Ein möglicher Rückgang dieses amerikanischen Einflusses in der globalen Ordnung hätte dementsprechend negative Folgewirkungen auch für Indien. Aufsteigende Mächte wie Indien könnten mittelfristig mit ihren eigenen ökonomischen Instrumenten ihre internationalen Interessen auch immer besser in der Welt durchsetzen. Ob dies für Indien auch so zutreffend sein wird, hängt vom heimischen kontinuierlichen Wirtschaftswachstum in Relation zu anderen großen Mächten ab.
Abgeschlossen: 14. Juni 2019